Archteypen und astrologische Bilder

Die „Königin der Wissenschaften“ wurde die Astrologie einmal genannt – zwar musste sie einige Zeit im Exil verbringen, doch mehr und mehr wächst die Zahl derjenigen, die ihre Rückkehr vorbereiten. Der Astrologie liegt ein anderes Denkmuster zugrunde als den heute anerkannten Wissenschaften, aber „anderes Denken“ ist ja nicht zwingender Maßen „falsches Denken“. Alle Denksysteme sind menschliche Versuche, die Welt in ihrer vielfältigen Realität gleichnishaft in Bildern zu erklären. Es gibt viele Möglichkeiten und alle sind sie legitim, solange man sich bewusst ist, dass ein Bild eben nur ein Bild ist und wie sich eine Situation oder ein Ereignis für einen Menschen - unvermeidlich subjektiv - darstellt.

Bilder sind Brücken zur Wirklichkeit, sie werden gleichsam zum Symbol für die ganzheitliche Betrachtungsweise, die uns in Verbindung bringt mit dem Unbegreiflichen, dem Metaphysischen und letztendlich dem Wirklichen. Viele Menschen sind durch die heutige materielle und funktionale Welt in eine Sinnkrise geraten und sehnen sich nach echten Bildern, die als Symbol dienen, um Leben begreifen zu lernen. Denn Leben bezieht seine Werte aus dem Sinn, dem Inhalt und nicht aus der bloßen Form.

Die Menschen brauchen Bilder, um mit der Wirklichkeit in Kontakt treten zu können. Die Astrologie ist ein souveränes System, welches die Welt in archetypischen Urprinzipien erklärt. Es werden die wirkenden Seins-Prinzipien des Universums gelehrt und das Erkennen der Inhalte und vor allem deren Bedeutungen, die an bestimmte Formen gebunden sind, jedoch auch jenseits der Form existieren. Um den Weg von der jeweiligen Form zum Inhalt zu begreifen, interpretieren und deuten wir, denn nur dadurch wird unser Dasein für uns bedeutungsvoll. Nicht gedeutetes Leben bleibt bedeutungslos.

Das Sehen der Welt wird also zum Betrachten der Welt. Diese Denkweise wird auch als das „senkrechte Denken“ bezeichnet, es folgt dem Gesetz der Analogie – Literaturhinweis: „Das senkrechte Weltbild – Symbolisches Denken in astrologischen Urprinzipien“ von

Dr. Rüdiger Dahlke und Nicolaus Klein. Mit Analogie ist ein nicht kausaler Zusammenhang gemeint. Einer der nicht dem Prinzip von Ursache und Wirkung folgt, sondern einer der eine „Immer-wenn-dann-Beziehung“ darstellt, die der bekannte Psychoanalytiker C. G. Jung, der sich auch intensiv mit der Astrologie auseinander gesetzt hat, Synchronizität nannte.

Das so genannte „wissenschaftliche Denken“ unserer moderner Zeit ist linear-kausal, das heißt, es bewegt sich nur innerhalb von definierten Ebenen von Ursache und Wirkung, also der formalen Realität, deshalb wird es auch „waagrechtes Denken“ genannt. Das „senkrechte Denken“ - wie in der Astrologie - definiert sich in Analogien und steht dem konträr gegenüber. Der esoterische Satz: „Wie oben – so unten“ drückt das analoge, senkrechte Denken in kürzester Form aus. Oben und unten sind analog zu betrachten. Man kann die Astrologie in diesem Sinn auch als Messinstrument bezeichnen. Dieses verursacht kausal nicht das Ereignis, sondern zeigt es nur synchron an, wie zum Beispiel ein Fieberthermometer das Fieber anzeigt, aber nicht die Ursache desselben ist.

Es steht also ein gemeinsames Urprinzip, oder auch Archetyp genannt, hinter dem Geschehen. Wichtig ist , dass es uns bewusst ist - wie wir aus der Jungschen Psychologie wissen - dass auch in unserem „Unbewussten“ hauptsächlich die Urprinzipien herrschen.

Auch von Einstein ist bekannt, dass er unkonventionell dachte und den offiziell vorgegebenen Rahmen der Wissenschaften auch verließ. Er war sowohl im waagrechten als auch im senkrechten Denken bewandert, vielleicht ein Grund, warum er nicht von allen verstanden wurde, und wieso er genial war.

Um Urprinzipien zu erfassen, ist der Sternenhimmel als Abbildungssystem der Wirklichkeit gut geeignet, denn er ist leicht beobachtbar. Die Planeten lassen sich heutzutage, dank Computerprogrammen, in Sekundenschnelle voraus- und zurückberechnen.

Ein Vorurteil möchte ich hier ausdrücklich klären: Die Himmelskörper haben nicht Einfluss auf die Menschen, sondern es handelt sich um ein synchrones, also gleichzeitiges Geschehen – siehe oben „Senkrechtes Weltbild“. Natürlich wird niemand krank, weil gerade Saturn einen bestimmten Aspekt zu seinem Horoskop hat, sondern Saturn steht in einem gewissen Spannungsaspekt und parallel dazu wird jemand, der auch in „Spannung“ mit diesem Urprinzip steht, krank. Beide Beobachtungen fallen „gesetzmäßig“ zusammen.

Die Astrologie ist eine Lehre der Urprinzipien und nicht eine Sternenkunde. In ihrer klassischen Form hatte sie sieben, heute zehn Urprinzipien, die sich in den sogenannten Tierkreiszeichen - welche nach den Sternzeichen des Zodiaks benannt wurden, diesen aber nicht direkt repräsentieren - wiederspiegeln. Wenn zum Beispiel vom Urprinzip „Widder“ oder dem Planet „Mars“ gesprochen wird, so wird das aggressive Urprinzip aus der griechischen Mythologie, der griechische Gott „Ares“ gedeutet. Er ist das Urbild des Kriegers, Kämpfers und leidenschaftlichen Aktivisten. Das heißt, sowohl der kriegerische Kampf als auch der Kampf in einer sportlichen Disziplin oder die kämpferische Auseinandersetzung von zwei Politikern in der Diskussion unterliegen diesem Mars-Urprinzip.

Wenn ein Mensch nun in seinem Kosmogramm den Mars in einer herausragenden Stellung hat, dann wird dieses Urprinzip in seinem Leben eine starke Bedeutung haben. Er entscheidet aber - mit seinem freien Willen und seinem Entwicklungsstand – ob er nun in den Krieg zieht oder ständig in aggressiver Auseinandersetzung mit sich und der Welt steht oder zum Beispiel Kampfsport betreibt oder andere Menschen, die dazu selbst nicht in der Lage sind – zum Beispiel als Rechtsanwalt - verteidigt. Hier kommt die Polarität ins Spiel, die in allem Kosmischen und somit auch Irdischen beinhaltet ist – der „Minuspol/Pluspol“: die Götterbilder haben immer eine Licht- und eine Schattenseite – darauf und auf die einzelnen Archetypen werde ich in einem späteren Beitrag im Detail eingehen.

 

Friederike RATH, Tel. 01/581 30 00, E-Mail: f.rath@cosmo-coaching.at, www.cosmo-coaching.at