Symbole und Abwehrzeichen
von Obst. Mag. Dr. Hubert Zeinar
Symbole sind so alt wie die Menschheit selbst. Sie wuchsen aus dem Urgund von Wirklichkeitserfahrungen und wurden genährt von Träumen, Mythen, Phantasien und Erzählungen. Für das Entstehen eines Symbols spielen der menschliche Erfahrungsschatz, die inneren Einstellungen und die psychische Auslegung des Menschen eine große und bedeutende Rolle. Es entwickelt sich gleichsam aus uns heraus und nimmt damit automatisch Wesenszüge der menschlichen Psyche in sich auf. Aber gleichzeitig damit erhielt das Symbol seine Ambivalenz, seine Zweideutigkeit. Und so wie kein Mensch zur Gänze der Lehre entspricht, sondern im Normalfall an jeder Eigenschaft, vom Guten wie auch vom Schlechten, einen gewissen Anteil in sich birgt, so ist dem vom Menschen beeinflußten Symbol auch das Gute und Böse zugleich immanent. Damit haben sie ihren unverrückbaren Platz in unserem Leben, waren und sind Teil der historischen und physischen Entwicklung des Menschen.
Ähnlich verhält es sich mit den Abwehrzeichen. Es ist ein Grundanliegen des Menschen, sich und seine Familie, sein Haus, seinen Besitz, kurz alles, woran ihm etwas liegt, was ihm teuer und wert erscheint, vor Schaden zu bewahren. Heute übernehmen diese Aufgabe die Versicherungen, doch reicht dieser Bogen der „Versicherungen“ auch über christliche Segenshandlungen bis hin zu magischen Zeichen. Seit jeher brachte der Mensch alle Veränderungen, alles Werden und Vergehen, mit einer übersinnlichen Welt und den aus dieser kommenden übernatürlichen Kräften in Zusammenhang. Solchen Mächten gegenüber verhält sich der Mensch, der an sie glaubt, nicht untätig, sondern versucht sie zu beeinflussen. Er bekämpft sie, wo sie ihm Schaden zufügen können, und zwar mit denselben Mitteln, mit denen er gegen seine irdischen Feinde streitet. Aus der Sicht des Ethnologen, haben alle diese Bemühungen und Maßnahmen im Volksglauben ihren Ursprung, der sowohl christliche als auch die nichtchristliche Komponenten umfaßt. Dabei wird von der Vorstellung ausgegangen, daß in allen Dingen und Erscheinungen eine unsichtbare Macht verborgen ist, die allgemeinhin als Seele, Geist oder mit irgendeinem anderen Kraftbegriff bezeichnet wird. Einer solchen Macht sind alle Erscheinungen und Wesen der Welt unterworfen. Beherrscht man aber die Macht, so hat man Gewalt über die Dinge und Wesen. Und gerade diese unsichtbare Macht sucht der Beschwörer, in dessen Vorstellung sie lebendig ist, in seine Gewalt zu bringen.
Die Auswahl der Mittel, Maßnahmen und Methoden ist groß, und Segenszeichen wie auch die dazugehörigen Handlungen präsentieren sich in einer nahezu unüberschaubaren Fülle, sodaß man sich fürs erste kaum zurechtzufinden vermag. Wer aber imstande ist Symbole und Abwehrzeichen zu beherrschen und sich ihrer zu bedienen, dem ist die Macht gegeben.